Es war im Geburtsjahr von Olaf Scholz, im Jahr 1958, als Comic-Zeichner Peyo (Pierre Culliford) die Schlümpfe zunächst als unterhaltsame Nebenfiguren seiner mittelalterlichen Ritter-Comics um Johann und Pfiffikus kreierte. Schnell wurden die kleinen blauen Zwerge aber die heimlichen Held*innen der Abenteuer und brachten es zu einer eigenen Comic-Reihe, als PVC-Figuren in zahlreiche heimische Regale und auf Schreibtische sowie schließlich sogar in Film und Fernsehen. Da sind sie bis heute noch – aktuell in 3D. Sie sind eben zeitlos.
Olaf Scholz begann seine politische Karriere ebenfalls nicht im Rampenlicht, wurde dann als SPD-Generalsekretär bundesweit wahrnehmbar. Schließlich als Arbeits- und später Finanzminister sowie als Hamburger Bürgermeister rückte er schnell in den Mittelpunkt des politischen Parketts und zeigte sein Können. Und wie die Schlümpfe ist auch Olaf Scholz immer mit der Zeit gegangen.
Warum lohnt es sich die Schlümpfe (und ich möchte mich hier vorrangig für die klassischen Comic-Abenteuer Peyos sowie die einige gelungene Folgen der TV-Reihe der 1980er Jahre aussprechen) im Jahr 2021 wieder zu entdecken?
Die Schlümpfe bilden eine eigene kleine Gemeinschaft, solidarisch und einander zugewandt leben sie in unberührter Natur. Manches, was wir aus unserem Alltag kennen, ist in Schlumpfhausen unbekannt. Geld gehört ebenso dazu wie Armut oder Religion. Manches probieren die neugierigen Schlümpfe aus und verwerfen es wieder bei Missfallen. Eines sind sie ganz gewiss: Fleißig und handwerklich geschickt. Im nu‘ entstehen Brücken und Staudämme. Und ja: Sie wissen sogar wie man eine Zauberflöte mit sechs Löchern herstellt. Ist das vielleicht ein Ausblick auf die Gesellschaft im demokratischen Sozialismus? In jedem Fall sind es Eigenschaften, die einem Kanzler gut zu Gesicht ständen.
Einen Makel hat diese Gesellschaft: Sie ist dominant männlich. Die Frage der Gleichstellung muss uns hier Sorge bereiten. Würde es in einer Bundesregierung Scholz nur eine Frau geben? Schlumpfine mag zwar etwas zu sagen haben, kann aber die Ansprüche auf eine Quotierung keineswegs erfüllen. Somit teilt sie das Schicksal vieler weiblicher Hauptpersonen. Denken wir an Miss Piggy in der Muppet Show, Gaby bei TKKG oder auch Prinzessin Leia in Star Wars. Nicht umsonst ist dieses Phänomen das „Schlumpfine-Prinzip“ benannt. Da Olaf Scholz aber bereits versprochen hat, sein Kabinett jeweils zur Hälfte mit Frauen und Männern zu besetzen, sind diese Bedenken für den Autor damit vom Tisch.
Auffällig ist in Schlumpfhausen, dass gerade der rote (!) Schlumpf, der erfahrene und sachkundige ist, der stets helfen kann. Als hätte uns Peyo sagen wollen, so ein Papa Schlumpf im Kanzleramt ist eine feine Sache. Überlassen wir die Rollen von Gargamel und Azrael also Söder und Laschet. Wer von beiden wer ist, sollen sie unter sich ausmachen. Wir schlumpfen erst einmal ins Wahlbüro, um Papa Schlumpf – pardon – Olaf Scholz ins Kanzleramt zu schlumpfen.
Ein Gastbeitrag von Götz Borchert, SPD-Landesgeschäftsführer und ehemaliger Juso in RD-ECK.