Wie ernst meint die UEFA es mit #respect und #equalgame?

Vor zwei Jahren twitterte die UEFA, wie stolz sie darüber sei, dass die Euro 2020 ein Turnier für alle sein werde; am Ende des Tweets ein Regenbogen-Emoji. Auch sonst werden viele Posts der UEFA mit #respect und/ oder #equalgame versehen. Trotz dieser Bekenntnisse sollte während der EM gerade ein Regenbogen dem DFB zum Verhängnis werden und die Beleuchtung der Allianz Arena in Regenbogenfarben ist in aller Munde. Bei dem Verhalten der UEFA in diesen Angelegenheiten drängt sich die Frage auf, wie ernst es ihr mit Respekt und Gleichberechtigung tatsächlich ist.


Manuel Neuers Kapitänsbinde

Manuel Neuer lief in den ersten beiden EM-Spielen des DFB Teams mit einer Regenbogen Kapitänsbinde auf. In der Folge leitete die UEFA Ermittlungen gegen den DFB ein. Der Vorwurf: Es wurde gegen die politischen Neutralitätsvorschriften der UEFA verstoßen. Öffentlich wird die UEFA von vielen scharf kritisiert. Schließlich werden die Ermittlungen eingestellt, weil die UEFA die Pride-Binde als „good cause“ anerkannt hat.

Allianz Arena in Regenbogenfarben – nicht mit der UEFA

Zu weit aus Sicht der UEFA ging schließlich die Stadt München. Sie hatte beantragt, dass Stadion zum Spiel gegen Ungarn (Mittwoch, 21:00 Uhr) in Regenbogenfarben zu beleuchten. Hintergrund ist ein kürzlich vom ungarischen Parlament verabschiedetes Gesetz. Die Aufklärung über Homosexualität an Schulen soll verboten werden. Gleiches gilt für Bücher, Filme, Serien, etc., die in irgendeiner Form nicht heterosexuelle Sexualität darstellen. Viele Expert*innen und neutrale Beobachter*innen bewerten dieses Gesetz zutreffend als homofeindlich sowie menschenverachtend und sehen darin eine erhebliche Verletzung der Meinungsfreiheit. Diese Diskriminierung und Ausgrenzung widerspricht unserem Verständnis einer toleranten Gesellschaft und befeuert die Anfeindung Angehöriger der LGBTIQ+ Community in Ungarn und anderswo auf der Welt. Die UEFA lehnte den Antrag zur Stadionbeleuchtung aufgrund des politischen Kontextes ab.

Die EM ist unpolitisch?

Die Frage, ob und wie politisch Fußball sein darf, ist viel diskutiert und lässt sich nicht in aller Kürze beantworten. Wohl aber lässt sich die Frage stellen, wie unpolitisch die EM sonst so ist. In einem Turnier, in dem jedes Spiel damit beginnt, dass beide Mannschaft sowie viele Fans die jeweilige Nationalhymne ihres Landes singen und Staatsoberhäupter häufige VIP Gäste in den Stadien sind, ist das Argument des „unpolitischen Fußballs“ absurd. Und ob Toleranz und Weltoffenheit überhaupt als politische Inhalte und nicht als Grundwerte menschlichen Zusammenseins zu verstehen sind, ist mindestens genauso zweifelhaft wie das fadenscheinige Argument der vermeintlichen Neutralität. Die UEFA hat die Stadionbeleuchtung spätestens mit ihrer Argumentation zu einem politischen Thema gemacht und mit der Ablehnung hat sie Viktor Orbán zum politischen Sieger im Spiel gegen eben diese Werte bestimmt.

Nur heiße Luft

Zusammenfassend meint es die UEFA offensichtlich überhaupt nicht ernst mit ihren scheinbaren Bekenntnissen zu Respekt und Gleichberechtigung. Pinkwashing wird das Vorgeben der Unterstützung der LGBTIQ+ Bewegung bezeichnet, wenn dies tatsächlich nur dem Selbstzweck dient, sich als tolerant, weltoffen und modern darzustellen. Und genau das tut auch die UEFA, denn sobald diese Werte von Autokraten in Frage gestellt oder gar abgeschafft werden, scheut die UEFA klare Statements und versteckt sich hinter ihren Statuten.

 

Autor:

Carl Vollmers