Fünf verlorene Jahre

Heute vor fünf Jahren wurde das Pariser Klimaabkommen von 192 Staaten unterzeichnet. Darin findet sich das Bekennen zum globalen 2°C Ziel, welches die Staaten verpflichten soll durch ihr Handeln die Klimakatastrophe zu verhindern. Durch das Abkommen haben sich die Länder dazu verpflichtet einen gemeinsamen Weg zu finden um eine Erwärmung des Weltklimas, der globalen gemittelten Temperatur auf 30 Jahre, um mehr als 2°C zu stoppen. Jedes Grad darüber hinaus hätte fatale Folgen, insbesondere für den globalen Süden.


Ein Kommentar von Hansi Lischka und Jacob Grimm, Mitglieder im Vorstand der Jusos Rendsburg-Eckernförde.

Klimagerechtigkeit und Solidarität!

Der globale Süden, welcher besonders unter einer Erderwärmung über 1.5°C leiden würde, trägt kaum zur Klimaerwärmung bei, während die eigentliche Verursacherrolle bei europäischen und anderen Industrieländern liegt. Auf internationaler Ebene zeichnet sich deutlich ab, dass Menschen mit höheren Einkommen einen schwerwiegenderen Einfluss auf das Klima haben, aber auch das gilt eben vor allem für Menschen aus ökonomisch gutgestellten Bereichen.

Klimaschutz allein ist wichtig, aber er muss sozial verträglich sein. „Starke schultern“ sollten mehr tragen, das gilt auch beim Verhindern der Klimakatastrophe. Es braucht massive Veränderungen in vielen Bereichen, weg vom Konventionellen und Fossilen, hin zum Nachhaltigen und Erneuerbaren.

Für viele Sektoren wie Energie, Wärme, Landwirtschaft oder Verkehr mangelt es auch nicht an Konzepten, dafür an der Durchsetzung. So wurde die letzten Jahre im Bund kaum in erneuerbare Energien investiert, obwohl es sich ökologisch und ökonomisch lohnen würde, stattdessen werden fossile Energieträger trotz ökologischer und ökonomischer Schäden subventioniert und gefördert.


Es geht ums große Ganze!

Konsumierende für ihre Einkaufsgewohnheiten zu kritisieren ist hierbei der falsche Weg. Der Großteil des Klimafußabdrucks der Menschen wird durch die Gesellschaft und Umstände um sie herum bestimmt und ist im Privaten nicht veränder- oder verbesserbar. Es braucht politische Regelungen. In der Vergangenheit hat auch die Bundesregierung leider inkonsequente und unzureichende Klimapolitik gemacht, seit einiger Zeit allerdings leistet die SPD und insbesondere die Jusos wichtige Beiträge, beispielsweise durch entwaldungsfreie Lieferkettengesetze oder das Stimmen gegen die fatale geplante Agrarpolitik auf Europaebene. Dieser Kurs muss weiter gehalten und gestärkt werden, dafür stehen wir ein, denn eine globale Erwärmung des Klimas um mehr als 1,5°C ist ökologisch, politisch, moralisch nicht haltbar!

Infolge einer globalen Erwärmung von mehr als 2°C verselbständigen sich die ökologischen Prozesse in verschiedenen Bereichen. Sobald dies geschieht, sind diese Prozesse unumkehrbar.

Das ewige Eis

Eine Erwärmung der Ozeane hätte beispielsweise eine katastrophale Wirkung auf die Pole und das Grönland-Eisschelf. Durch erwärmtes Wasser beschleunigen sich die Schmelzprozesse. Zudem absorbiert die so freigelegte Wasserfläche mehr Sonnenenergie, was zu einem beschleunigten Abschmelzen des Resteises führt. Im Falle einer Erwärmung von mehr als 2°C droht dieser Kipppunkt für das Grönland-Eisschelf einzutreten. Das vollständige Abschmelzen hätte einen globalen Anstieg des Meeresspiegels um 7 Meter zur Folge.

Die grüne Lunge

Die globalen Eiskörper sind nicht die einzigen Kipppunkte. Im Falle einer drastischen Änderung der Temperatur im Bereich des Äquators wären auch die Regenwälder nicht mehr in der Lage, ihr Klima selbst zu steuern. In Folge dessen würden sie ihre Aktivitäten herunterfahren, bis das Biotop zum Erliegen kommt. Der Amazonas-Regenwald ist für ¼ des globalen Kohlenstoff-Austausches zwischen Atmosphäre und Biosphäre verantwortlich. Daher hätte eine Veränderung des Klimas in diesem Bereich verehrende Folgen auf das Weltklima.

Himmel & Erde

Und auch die globalen Strömungssysteme sind von Klimaveränderungen betroffen. Unser Wetter wird in weiten Teilen durch den sogenannten Jetstream beeinflusst. Dieser ist eine Atmosphärische Strömung welche durch das globale Tief im Norden und das globale Hoch am Äquator angetrieben wird und einen kalt-warm Austausch möglich macht. Diese Strömung lässt sich als Sinuskurve verstehen, welche abwechselnd warme und kalte Luft transportiert. Wenn sich die Temperaturen verändern, verlagert sich dieser Jetstream oder verlangsamt seine Aktivität. In Folge dessen verändert sich unser Wetter. Diese Veränderungen sind jedoch nicht planbar, was insbesondere für die Landwirtschaft ein massives Problem darstellt. Auch die Hitzephasen der letzten Jahre lassen sich auf dieses Phänomen zurückführen.

Was dann?

Die Wissenschaft ist sich sicher, dass eine Erwärmung jenseits der 2°C dazu führen würde, dass diese Kipppunkte eintreten. Dabei sind die biosphärischen Abläufe mit Abstand das größte Pulverfass. Wenn die Ökosysteme kippen, werden große Mengen an Methan ausgestoßen, was zwar eine kürzere Verweildauer in der Atmosphäre hat jedoch eine weitaus höhere Treibhauswirkung aufweist und den Kohlenstoffaustausch mit der Atmosphäre stört. So gelangen Treibhausgase ungehindert in die Atmosphäre, was den Klimawandel weiter antreibt und gleichzeitig kann Kohlenstoff nicht auf natürliche Weise wieder entnommen werden.

Fünf Jahre sind vergangenen seit Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens, die Umsetzung lässt noch auf sich warten.

Wir machen uns weiterhin für die sozial-ökologische Wende stark!

 

https://urgewald.org/five-years-lost

https://www.pik-potsdam.de/de/produkte/infothek/kippelemente

https://www.arte.tv/de/videos/100627-002-A/5-jahre-nach-dem-pariser-abkommen-versprechen-gehalten/?teaser=true